Franz Kafkas epische Kurzgeschichte mit dem Titel „Heimkehr“ wurde 1920 von Max Brod veröffentlicht und behandelt das Thema „Entfremdung“.
Im Jahre 1883 wurde Franz Kafka als Sohn einer wohlhabenden Familie in Prag geboren. Sein Vater widmete all seine Zeit seinen Geschäften und Kafka wurde stark vernachlässigt. Durch die autoritäre Persönlichkeit seines Vaters hatte es Kafka nicht leicht. Er wurde unterdrückt und oft grob behandelt. Die Mutter war zwar eine liebevolle Frau, doch traute sie sich nicht gegen ihren Gatten aufzulehnen.
Kafkas Schicksal spiegelt sich in vielen seiner Werke wider. In seinen Geschichten ordnet er der Figur des Vaters meistens eine mächtige, autoritäre Persönlichkeit zu. So auch in der Kurzgeschichte „Heimkehr“.
Der Autor hat die Absicht, die Entfremdung eines Sohnes von seiner Familie darzustellen.
Die Geschichte handelt von einem Mann, der nach langer Zeit nach Hause zurückkehrt. Er verspürt große Unsicherheit in Bezug auf seine Eltern. Er traut sich nicht einzutreten, denn die Angst vor dem Wiedersehen ist groß. Seine Erwartungen einer herzlichen Begrüßung werden enttäuscht. Der Handlungsort beschränkt sich auf den Flur und den Hof seines Vaters. Es ist Abend und das Abendessen wird zubereitet.
Beim Lesen des Textes wird schnell klar, dass Vater und Sohn eine sehr distanzierte Beziehung haben. Seine Minderwertigkeitsgefühle gegenüber den Eltern werden im Verlauf des Textes mit Fragen wie: „Was kann ich ihnen nützen (…)?“ verdeutlicht. Während er durch das Haus schreitet und alte Gegenstände entdeckt, kommen ihm Kindheitserinnerungen hoch und das schlechte Verhältnis zwischen Vater und Sohn wird wieder verdeutlicht. Im Laufe der Geschichte verstärken sich die Unsicherheit und das Gefühl der Entfremdung des Heimgekehrten immer mehr.
Der Text ist in Form eines Monologes geschrieben und weist keine Absätze auf. Der Ich-Erzähler, der heimgekehrte Sohn, steht voll und ganz im Mittelpunkt der Geschichte. Seine Gedanken und seine Befindlichkeiten werden dargestellt.
Durch die kurzen, unvollständigen Sätze wird deutlich, dass der Text einen Gedankenverlauf des Ich-Erzählers widerspiegelt. Eindrücke, die er auf seinem Weg erhält, werden festgehalten.
Im Weiteren verwendet Kafka viele rhetorische Fragen. Damit wird gezeigt, dass das lyrische Ich sich selbst von außen betrachtet. Die vielen Beschreibungen der Umgebung machen den Text sehr lebendig.
Durch die häufige Verwendung des Konjunktivs - „Meines Vaters Haus (…)“ - wirkt die Sprache eher altertümlich.
Beim Lesen lässt sich eine Häufung des Wortes „horchen“ erkennen: „Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, (…)“. Die mehrfache Verwendung dieses Begriffs verdeutlicht die große Unsicherheit des Sohnes. Er versteht nichts, ist aber nicht fähig etwas dagegen zu unternehmen.
Im mittleren Teil wird durch die Aussage „Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück (…)“ klar, wie mächtig er die Person seines Vaters wahrnimmt. Er nennt sein Zuhause „das Haus des Vaters“. Das Familienoberhaupt scheint eine kalte und harte Persönlichkeit zu sein. Außerdem kann man daraus schließen, dass der Sohn in der Kindheit keinen Bezug zu seinem Vater hatte.
Am Ende der Geschichte verdeutlicht das lyrische Ich mit seinem Gedanken: „Wäre ich dann nicht selber wie einer, der sein Geheimnis wahren will“, seine Unsicherheit und die Ausweglosigkeit, in der es sich befindet. Die Eltern scheinen viele Geheimnisse vor ihrem Sohn zu haben. Ratlosigkeit macht sich in ihm breit.
Anhand des Titels vermutete ich anfangs eine fröhliche Geschichte. Ich erwartete, die Heimkehr eines Reisenden, der herzlich von seiner Familie aufgenommen wird. Doch bereits nach den ersten paar Zeilen wurden diese Annahmen wieder aufgehoben, denn der Text löst eher negative Gefühle aus.
Dem Autor ist es gut gelungen, die Entfremdung des Sohnes von seiner Familie darzustellen. Es ist leicht, den Gedankenschritten des Ich-Erzählers zu folgen und auch ein Hineinversetzen in seine Situation ist gut möglich. Das Einzige, was im Verlauf des Textes nicht deutlich wird, ist, wie der Sohn zu seiner Mutter steht. Da seine Gedanken fast ausschließlich um den Vater kreisen, vermute ich, dass seine Angst und seine Abneigung hauptsächlich ihm gegenüber gelten. Seine Mutter ist ihrem autoritären Mann wahrscheinlich unterwürfig und kann deshalb ebenfalls keine Beziehung zu ihrem Sohn aufbauen.
Kafkas „Heimkehr“ ist eine sehr mitreißende Geschichte. Vor allem, wenn man die familiären Hintergründe des Autors kennt, die dieses Werk so entscheidend geprägt haben, kann man sich gut mit der Hauptfigur identifizieren.
1 Kommentar:
In Prosatexten gibt es kein lyrisches Subjekt!!!!!!!
"Meines Vaters Haus" hat NICHTS mit dem Konjunktiv zu tun!!!
Hilfe...:((
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